Imkern im Tschad – ein Pilotprojekt
Kannst Du Dir ein Land vorstellen, das trotz Globalisierung bis heute keine Bienenhaltung kennt? Antwort: Der Tschad, ein Land von der dreifachen Größe Deutschlands, im tropischen Zentralafrika gelegen. Geschätzt 18 Millionen Menschen wohnen dort, auch Flüchtlinge benachbarter Länder wie dem Sudan oder Nigeria. Im UNO-Ranking der menschlichen Entwicklung (HDI) liegt er auf dem vorletzten Platz der erfassten 190 Staaten. Dazu zählt auch der Anteil von gut 60% Analphabeten, eine durchschnittliche Schulzeit von etwa 2 Jahren, Jungen mehr als Mädchen.
Landarbeit mit Hacke und anderen einfachen Geräten ist das Los der meisten Menschen. Das Überleben ist für viele Familien sehr hart und ungewiss.
Honig gibt es vor Ort, wird auch sehr geschätzt, entstammt aber dem Ausrauben von wilden Bienenvölkern unter Zerstörung des Wabenbaus, zumeist auch Liquidieren des ganzen Volkes.
Die Initiatoren
Vor etwa 2 Jahren trafen Karin und Frank Puhl, seit Jahrzehnten mit Projekten für die Menschen in Zentralafrika im Einsatz, auf Nicole und Martin Vollmer, letzterer ein passionierter Imker. Schnell merkten sie, dass sie in vielen Aspekten ähnlich „ticken“ und außerdem fast Nachbarn sind. In dieser „Streekermoor Connection“ entstand die kühne Idee, gezielte Bienenhaltung im Tschad einzuführen, als Einkommen für Familien und zum Schutz der natürlichen Bienenvölker.
Ein Imker wird gesucht und gefunden
Es bedurfte akribischer Recherche, um in erreichbarer Entfernung einen Imker zu finden, der in Zentralafrika Bienen hält und auch bereit ist, sein Wissen zu fairen Konditionen weiterzugeben. Dies überhaupt zu schaffen, ist nur durch die profunde Kenntnis dieser Länder und Kulturen möglich, wie Frank und Karin sie sich in Jahrzehnten aufgebaut haben. Es ist gelungen: Josué Damatal aus dem Kamerun, von Hauptberuf Lehrer, hat die Imkerei von seinem Vater übernommen und zu seiner Passion gemacht. Neue Bienenvölker gewinnt er, indem er Schwärme einfängt bzw. gezielt Kästen aufhängt, in die Schwärme einziehen. Daneben vermehrt er – wie bei uns – durch Völkerteilung. Josué hält derzeit über 300 Völker an 10 Standorten und erzielt viel schmackhaften Honig.
Seine Vision ist es, seine Kenntnisse weiterzugeben, was in Afrika eher unüblich ist – Stichwort: Wissen = Macht = Geld. Er bietet eine dreimonatige Schulung mit Unterkunft und Verpflegung während der dortigen Imker-Hauptsaison von November bis Januar an. Der Unterricht wird so aufgebaut, dass die Imkerschüler nach dem Kurs unter afrikanischen Bedingungen sofort selbständig imkern können. Notwendiges Werkzeug wie Imkeranzug, Smoker und Meißel erhalten sie bei der Schulung, den Bau der einfachen Beuten vom Stil Topbar Hive und von Schwarmfangkästen erlernen sie. Der Preis für diese 3-Monatsschulung ist absolut fair, dies können Karin und Frank beurteilen.
Die Imkerei-Schüler
Damit wurde die kühne Idee umsetzbar. Paul, ein enger Partner aus Roro, dem Südosten des Tschad, wo Karin und Frank ein kleines Krankenhaus gebaut haben, hat 3 Männer ausgewählt, die in den Genuss der Erstschulung bei Josué im Kamerun kommen sollen. Von der Idee der Bienenhaltung vor Ort war er sofort völlig begeistert. Gedacht, gesagt, getan.
Diese 3 Männer haben sich am 1.11. auf den Weg gemacht, den beschwerlichen Landweg ca. 1500 km von Roro über Mundu und die Hauptstadt N´Djamena nach Jaunde, Hauptstadt von Kamerun, von dort Richtung Norden zu Josué nach Ntui. Am 4.11. abends sind sie angekommen. Sogleich wird der Kurs starten.
Die Kosten
8000 € für die Schulung der 3 Personen inklusive Unterkunft/Verpflegung/Erstausstattung und die Reise. Eine erste Vorstellung des Projektes im Freundeskreis erbrachte bereits ein Drittel dieses Betrages. Der Imkerverein Hatten hat ebenfalls großes Interesse gezeigt und wird sich beteiligen. Wir haben den Rest erst einmal vorfinanziert, um den sofortigen Start zu ermöglichen.
Herzlichen Dank, dass Ihr dabei seid, mit Eurem Interesse und mit großzügigen Spenden.
Wir bitten Josué, uns regelmäßig Infos und Bilder von der Schulung zu schicken. Die geben wir über diesen Blog an Euch weiter. Sofern bekannt, werdet Ihr per Mail über neue Einträge informiert.
Weitere Spendenbeiträge zur Deckung der Kostenlücke sind sehr willkommen. Die Kontoverbindung findet Ihr unter Kontakt. Da es sich um eine Privatinitiative handelt, können wir keine Spendenbescheinigung ausstellen.